30.05.2017

Der "Große Saal"


Der "Große Saal" ist ein Raum, der sich im 2. Stock über die ganze Nordseite erstreckt. Er hat einen wunderbaren Lärchenholzfußboden und eine (ursprünglich) völlig frei gespannte Stuckdecke.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts haben ihn meine Urgroßtanten mit einer von ihnen handgemalten Tapete (goldene Patrizierwappen auf türkisfarbenem Untergrund) geschmückt. So sah das 1920 aus
West.1920 Durch einen Volltreffer am 28.4.1945 wurde die Tapete rettungslos zerstört, die Mittelwand von der Außenwand abgerissen und auch sonst viele durch die Steine der Außenwand gehende Risse erzeugt.
Auch die Stuckdecke hatte massive Risse erlitten. Sie hing in der Mitte
45 cm (!) durch
Die Risse konnten während des ersten Bauabschnittes der Generalsanierung zwischen 1997 und 2001 fachgerecht geschlossen werden und die Decke wurde nach oben verschraubt. Leider reichte das Geld nicht für die Schönheit.
Das kam erst 20 Jahre später. Für die Generalsanierung eines solchen Objektes braucht man einen langen Atem!
Beim 2. Bauabschnitt der Generalsanierung 2007 bis 2009 erhielten der erste und zweite Stock des Palas statt der alles zerstörenden Heizung eine Temperierung. Für deren Regelung mußte eine Öffnung im Kamin hergestellt werden..

Endlich, im dritten BA zwischen 2015 und 2017 waren Gelder für die Schönheit da. Um den großen Saal restaurieren zu können, mußten alle Bilder und Totenschilde abgenommen und alle Möbel eingepackt werden. eingepackt
Der große Saal ist nun auf die Farbigkeit der Zeit seiner Stuckierung zurückgeführt. auch das Gold leuchtet wieder so wie damals. Dies ist kein Blattgold, sondern Gold, das in Königswasser aufgelöst und aufgepinselt wurde. Nach Verdampfen des Lösungsmittel bleibt das reine Gold auf dem Untergrund.
Nun sind auch die einzelnen Götter und Göttinen wieder ordentlich an ihren Attributen erkennbar, z.B. Diana an der Mondsichel
und Apoll, ihr Zwillingsbruder, anseinem Köcher, Ursprünglich enthielt der Köcher echte Pfeile, wohl alus Schilfhalmen. Man sieht noch die Löcher davon. Leider wollten unsere Restauratoren sie nicht ergänzen.
Herkules mit seiner Löwenmaske und Federn
und Omphale mit ihren Federn und der Löwenmaske.
Ich habe mich immer gefragt, was das denn bedeuten soll:.
Herkules hat noch vor seinem Stimmbruch am Hof von Theben, wo er aufgezogen wurde, in einem Wutanfall seinen Musiklehrer Linus erschlagen. Da mußte er fliehen und floh zu Omphale. Dort tauschte er mit ihr die Gewänder, sie ging in seinem Löwenfell auf die Jagd und er saß mit ihren Federn bei den anderen Mädchen, spann und sang. Das kam erst auf, als seine Freunde Kriegsmuisk vor dem Raum erschallen ließen. Da konnte Herkules nicht mehr an sich halten und mußte sich zu erkennen geben.
Vor allem am Stuck-Kamin erkennt man die Abbildungen wieder, die vorher doch recht überschmiert waren
Dies ist Jupiter vor
und nach der Restaurierung.
Nun ist auch Fortuna auf dem Rad unter dem Göttervater zu entziffern
So sah der Faun vor seiner Restaurierung aus.
Und nun kann wieder aus seinen Augen schauen
Auch die Masken, die die Absätze für die Vasensammlung bilden, sind wieder gut erkennbar
Der Lüster hängt wieder auf seiner originalen Höhe, so dass man nicht mehr fürchten muß, dass sich jemand den Kopf dran stößt.
Ein dickes Lob und ganz großes Dankeschön an unsere Archtektin und unsere wunderbaren Handwerker!


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