23.04.2022

Wolfgang von Stromer zum 100.


Geboren als 2. Sohn des apl-Prof. Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach und seiner Ehefrau Elisabeth "Hathor" Freifrau Stromer von Reichenbach am 28.4.1922 in München erlebte
Geburtsurkunde Ostern 1940 machte er sein Abitur am Wilhelms-Gymnasium,
Klassenfoto 1938 Nach seiner Heimkehr im Herbst 1940 studierte er an der Ludwig-Maximilian-Universität 3 Trimester "Exakte Naturwissenschaften", hauptsächlich Physik und Chemie, um dann im Oktober 1941 zum Rußlandfeldzug eingezogen zu werden. Am 1. September 1944 geriet er bei Barlat in Rumänien an der Moldau verwundet in russische Kriegsgefangenschaft, nachdem sein ganzes Bataillon vernichtet worden war. Im Wesentlichen wurde er in verschiedenen Lagern bei Stalingrad gefangen gehalten, unter unmenschlichen Bedingungen.
Stalingrad, Lager Kbeketova 108.2 Letztlich wurde er aus unverständlichen Gründen am 3.5.1950 abgeschoben und kam –körperlich und seelisch sehr zerstört- am 5.5.1950 im Heim seiner Eltern auf Burg Grünsberg im Nürnberger Land an.
Entlassungsschein Hof, 3.5.1950 Deswegen sattelte er um auf Jura, das er 1959 mit dem 2. Staatsexamen abschloß. Nach kurzer Zeit als Jugendrichter wurde er als Staatsanwalt am Amtsgericht Erlangen zum "Beamten auf Lebenszeit" ernannt. 1962 machte er seinen Doktor in Wirtschaftswissenschaften zum Thema: "Die Gesellschaft Gruber-Podmer-Stromer, ein bedeutendes Nürnberger Fernhandelsunternehmen in der Mitte des 15. Jhs".
Hochzeit 4.5.1052 1977 legte WvS eine zweite Habilitation über das Thema "Die Gründung der deutschen Baumwollindustrien im Spätmittelalter" ab und erhielt den Titel Dr.rer. pol habil.
1974 Ausstellungseröffnung Grünsberg, Burgkapelle 1998 erhielt Wolfgang von Stromer das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik, das ihm der damalige Kultusminister Hans Zehetmair im Namen des Bundespräsidenten überreichte. In seiner Laudatio würdigte er von Stromer als "einen der angesehensten Wirtschafts- und Technikhistoriker unserer Zeit". Sein wissenschaftliches Werk sei "ungewöhnlich umfassend".
1998 vor den Trümmern des barocken Himmelgartentores Am 8.9.1999 starb Prof. Stromer auf Burg Grünsberg nach kurzer, bewunderungswürdig ertragener schwerer Krankheit. Er hinterließ 4 Kinder aus erster und eine Tochter aus zweiter Ehe, neun Enkel, eine Frau 1. und eine Frau 2. Ehe.
Letztes Foto April 1999

Wolfgang Otto Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach mit seinen Brüdern Ulman und Gerhart dort eine glückliche Kindheit.
1. Foto 15.6.2022 um dann nach kurzem Wehrdienst am Frankreichfeldzug im Elsaß teilzunehmen
Paris, April 1941, Schlangentänzerin Dreimal versuchte er zu fliehen und wurde doch wieder gefangen genommen zu werden. Wegen Arbeitsverweigerung (er weigerte sich standhaft, Giftgas in aus Deutschland abgebauten Fabriken mit zu produzieren) und "Moralzersetzung" (Demonstration gegen Wortbruch (die Russen hatten eigentlich zugesagt, dass alle Kreigsgefangenen Weihnachten 1948 zu Hause sein sollten)) wurde er dreimal zum Tode durch den Strang verurteilt, dann aber zu 25 Jahren Zwangsarbeit "begnadigt".
Wolfgang im Gefangenenlager Nach längerer Genesungszeit nahm er sein Studium der Physik wieder auf, mußte aber feststellen, dass ihm die Wissenschaft "davongelaufen" war.
20.6.1950, 1. Foto nach Heimkehr mit Familie von Beust 1966 gab er Jura und den "Beamten auf Lebenszeit" auf, um als Assistent am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte an der WiSo in Nürnberg seine Habilitation unter Prof. Götz Freiherr von Pöllnitz zu schreiben. Nach dessen Tod am 9.11.1967 wurde WvS zum Lehrstuhlvertreter ernannt. Seine Habilschrift zum Thema "Oberdeutsche Hochfinanz 1350-1450" eschien dreibändig im Jahre 1970 beim Franz-Steiner-Verlag. 1972 erweiterte er seine Habilitation um die "Venia legendi" in Technikgeschichte.
Familie in Auerbach 1967 Ab 1978 hatte er eine Professur an der Freien Universität Berlin, 1981 folgte der Wechsel an die Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Nach der Emeritierung von Prof. Hermann Kellenbenz 1984, der zwischenzeitlich den Lehrstuhl für Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg innehatte, wurde WvS dorthin berufen. Diesen Lehrstuhl behielt er bis zu seiner Emeritierung 1990, nach der er weiterhin ein Zimmer an der Universität hatte, Vorlesungen hielt und "seine" Studenten und Doktoranden bis zu seinem Tode am 8.9.199 betreute.
1974 Exkursion mit Steudenten Das Spektrum reiche von einer Gesamtdarstellung des Handelshauses Stromer, der Erfindungs- und Innovationsgeschichte des mechanischen Drahtzugs und eine Publikation über Brückenbau und Baustatik der Renaissance-Arbeiten, über die Finanzierung der Kreuzzüge durch die Hochfinanz bis zur Baumwollindustrie, den hansischen Konzern Falbrecht-Morser-Stroßberg in Danzig und Thorn bis hin zur Vorerfindung und Erfindung von Bilddruck und Buchdruck als "Wiege der Massenmedien". Besonders verdient machte sich von Stromer um die Gründung und Betreuung des Deutschen Studienzentrums in Venedig (Zitat Wikipedia)
Winter 1997 im Kahn vor Fleischbrücke, erbaut 1597 von Wolf-Jakob Stromer


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